Jüdische Seele lacht durch Tränen
16.03.2010 / Rheinische Post
Jüdische Seele lacht durch Tränen
St.Hubert (tone) Anlässlich der Woche der BRüderlichkeit gab die Klezmergruppe "Scherele" ein beachtliches Konzert mit jüdischen Liedern, Klezmermusik und chassidischen Texten in der Gustaf Adolf Kirche. Hervorgegangen ist das Quartett 2006 aus dem St.Huberter Gospelchor "Darktown Singers", dessen Begleitband es zeitweise war. Der ehemalige Chorleiter Karlheinz Uhlig spielt bei Scherele Akkordeon und Klarinette.
Mit Gefühl, Ausdruck und Kraft boten er und seine Mitspieler jüdische Folklore als lohnende Livemusik. Unbändiger Rhythmus, volle Lebensfreude und tiefgründige Melancholie machen Klezmermusik zu einem Erlebnis, das hierzulande selten ist. Umso eindringlicher erschienen Texte und Melodien, die auf den "Zeitwende"-Prolog von Isi Charik folgten.
Das Wesen der Klezmermusik lässt sich als zweigeteilt beschreiben, sie ist fröhlich und tieftraurig zugleich. Dieses "Lachen durch Tränen" wird beispielsweise im Wechsel von oberflächlicher Fröhlichkeit im Grundton bei gleichzeitig ernster Melodik deutlich. Gitarrist Helmut Vester gab - zumeist hart angeschlagen - den Rhythmus vor, auf den Klarinette bzw. Akkordeon und Geide (starker Auftritt: Priyantha Pelster) aufbauten. Gerade die Klarinette erklang seufzend, von schnarrend über hölzern-bewegt wie klagend bis hin zu geradezu fleischlich.
Zauber des Klangs
Elfi Coenders' Klagestimme durchbrach das Instrumentelle mit wuchtiger Dynamik, beispielsweise bei der wunderschönen Weise "Hobn mir a Nigndl". Sie zerteilte das Jiddische nicht in seine Elemente Mittelhochdeutsch, Hebräisch und Slawisch, sondern beließ es beim Zauber des Klangs.
Deutlichster Beweis für die Verbindung von Fröhlichem und Melancholischem waren die immer wieder aufleuchtenden Terzwechsel von Akkordeon und Fidel, welche die Scharade zwischenDur und Moll aufrecht erhielten. Zwischen Zeilen und Noten liest der Hörer Trotz, Kraft und Stärke der jüdischen Kultur heraus. Das passte gedanklich zur Woche der Brüderlichkeit.