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Klezmermusik geht zu Herzen

05.03.2013 / Main Post Würzburg
von Klaus-Dieter Hahn

Klezmermusik geht zu Herzen

Die Gruppe „Scherele“ begeistert im vollbesetzten Saal des Klosters Wechterswinkel

Klezmermusik, eine aus dem aschkenasischen Judentum stammende Volksmusiktradition, bewegt die Menschen in Rhön-Grabfeld. Das Interesse, die Klezmergruppe „Scherele“ im Kloster Wechterswinkel live zu erleben, war riesengroß und die Stimmung überschwänglich. Die Zuhörer wurden an diesem Abend von der Woge der faszinierenden und beeindruckenden Musik der vier Künstler mitgerissen, die sich als wahre Meister ihres Faches erwiesen und ihre Freude am Musizieren auf das Publikum übertrugen.

Rasch war der Funke vom Quartett auf die Besucher übergesprungen, die nicht nur begeistert applaudierten, sondern auch mitschnippten, mit den Füßen wippten oder im Takt mitklatschten. Kein Wunder, denn Klezmermusik geht ins Blut. Sie ist, wie es Sängerin Elfi Coenders auf den Punkt brachte, „einzigartig: fröhlich und gleichzeitig wehklagend“. Ihr haben sich neben Elfi Coenders auch Priyantha Pelster aus Sri Lanka (Violine), Gitarrist Helmut Vester sowie der musikalische Leiter des Ensembles, Karlheinz Uhlig (Klarinetten, Akkordeon), verschrieben.

Einen Einblick in die Vielfalt, die große Bandbreite der Klezmermusik gab „Scherele“ unter der Überschrift „Mazel Tov“, dem Wunsch „Alles Gute“, das als schwungvolles Stück an diesem Abend auch präsentiert wurde. Klezmermusik hat eine jahrhundertealte Tradition, ihre Wurzeln liegen in Osteuropa. Durch die Emigranten ist sie auch in andere Länder gezogen.

Die Klezmermusiker nahmen die Besucher an diesem Abend mit auf einen Streifzug durch viele Länder, wo sich die ursprüngliche Musik durch landestypische Einflüsse mit der dortigen Volksmusik vermischte. So entstanden dann Stücke wie „Der shtiler Bulgar“, das von Benny Goodman später zu einem großen Jazz-Hit verarbeitet wurde. Ebenso wie „Johnnie is a boy for me“, das ursprünglich aus Rumänien stammt und von dort in die USA überliefert wurde. Häufig anzutreffen sind auch Stilelemente der Zigeunermusik, die an diesem Abend ebenfalls vorgetragen wurde.

„Klezmermusik ist Musik, die von Herzen kommt und zu Herzen geht“, merkte Elfi Coenders treffend an. Mal melancholisch, wehklagend, traurig, dann wieder fröhlich, heiter und ausgelassen. Alle Gefühlsschwankungen wussten die vier Musiker trefflich mit dieser Musik auszudrücken, so auch, als Elfi Coenders ihre Mitmusiker aufforderte, mit „Hey, Klezmorim gute Brider“ ihren Schmerz mit dem Spielen von fröhlichen Liedern zu lindern. Ebenfalls munter und ausgelassen ging es beim bekannten „Chiribim“ zu, bei dem begeistert mitgeklatscht und gejubelt wurde. Leisere, gefühlvolle Töne wurden beim „Donna, donna“ angeschlagen, einem Stück, das durch Joan Baez und Donovan vor über 40 Jahren auch Eingang in die Musikszene in den USA gefunden hatte. Einfach mitreißend, wenn Violine und Gitarre im Dialog miteinander kommunizieren, wie bei „Ani Ole Lirushalayim“, oder wenn Karlheinz Uhlig seine Klarinetten wehklagen und Priyantha Pelster seine Violine vor Freude jauchzen lässt. Einfach erschütternd und tieftraurig die Geschichte vom kleinen Jungen in „Papirosen“, der zum Überleben Zigaretten verkaufen muss und damit kein Glück hat.

Zur Belohnung gab es am Ende des Konzertes gleich zwei Zugaben für die begeisterten Zuschauer, die sich vom temperamentvoll vorgetragenen Evergreen „Bei mir bist du schön“ ebenso mitreißen ließen wie von der „Russischen Romanze“. Die begnadeten Musiker haben sicherlich dazu beigetragen, dass die Klezmermusik an diesem Abend viele neue Freunde gefunden hat.

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